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Nachdichtungen

Pierre Louys

Worte in der Nacht

Wir ruhen mit geschlossenen Augen; groß ist das Schweigen um unser Lager. Oh ihr unsagbaren Nächte des Sommers! Sie aber, die mich schlafen glaubt, legt ihre heiße Hand auf meinen Arm.

"Schläfst du, Bilitis?" murmelt sie. Mein Herz klopft, doch schweigend atme ich regelmäßig fort wie eine Frau im Traum. Da hebt sie an zu sprechen:

"Da du mich also nicht hörst," sagt sie, "oh, wie ich dich liebe!" Und sie wiederholt meinen Namen "Bilitis... Bilitis..." Und sie streift mich mit den Spitzen ihrer zitternden Finger.

"Mir gehört dieser Mund! mir allein. Gibt es einen schöneren auf der Welt? Oh Glück, oh mein Glück... Mir gehören sie, diese entblößten Arme, dieser Nacken und dieses Haar...."