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Nachdichtungen

Pierre Louys

Die Schlafende

Sie schläft in ihren gelösten Haaren, die Hände hinter dem Nacken verschränkt. Träumt sie? Ihr Mund steht offen, sie atmet sanft.

Mit ein wenig weißem Schwanengefieder trockne ich, ohne sie zu wecken, den Schweiß von ihren Armen, das Fieber ihrer Wangen. Ihre geschlossenen Lider gleichen zwei blauen Blumen.

Ganz still erhebe ich mich; ich will die Kuh melken, ich werde Wasser schöpfen und die Nachbarn um Feuer bitten. Ich will gekämmt und angezogen sein, wenn sie die Augen öffnet.

Schlaf, wohne lange noch auf ihren schönen gesenkten Wimpern und verlängere das Glück der Nacht durch einen Traum von guter Vorbedeutung!