hor.de | Gedichtsammlung | Maria Luise Weissmann
Pierre Louys
Die Hochzeit
Am Morgen rüstete man das Hochzeitsmahl im Hause von Akalanthis, die an ihr Mutterstelle vertrat. Mnasidika trug den weißen Schleier der Braut und ich die Toga des Mannes.
Dann legte sie, umringt von zwanzig Frauen, die Festgewänder an. Ihre Haut, die locker war und wie von Frost überrieselt unter dem Goldstaub und dem Duft des Bakkaris, lockte verstohlene Hände an.
In ihrem Zimmer, das mit Laubgewinden geschmückt war, erwartete sie mich wie einen Gatten. Und ich führte sie zwischen der Brautführerin und mir auf einem Gefährt hinweg. Eine ihrer kleinen Brüste brannte in meiner Hand.
Man sang das Hochzeitslied; auch Flöten sangen. Ich hielt Mnasidika um Knie und Schultern gefaßt: so trug ich sie über die rosenbedeckte Schwelle.