hor.de | Gedichtsammlung | Maria Luise Weissmann
Pierre Louys
Die Einsamkeit
Für wen würde ich jetzt meine Lippen schminken? Für wen jetzt meine Nägel glänzend machen? Für wen mein Haar mit Düften tränken?
Für wen sind meine Brüste rot gepudert, wenn sie nicht mehr Sie in Versuchung führen können? Für wen sind meine Arme in Milch gebadet, wenn sie nicht mehr Sie umschlingen sollen?
Wie sollte ich schlafen? Wie mich legen? In dieser Nacht hat meine Hand im ganzen Bett vergeblich ihre warme Hand gesucht.
Ich wage nicht mehr, in mein Haus zurückzukehren, in dieses Zimmer, das so schrecklich leer ist. Ich wage nicht mehr, meine Tür zu öffnen. Ich wage selbst nicht mehr, die Augen aufzuschlagen.