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Notizen 2023

 

25.09.2023

"Was man versprochen hat, muss man auch halten - der kindliche Satz. Oder nein, es war doch mehr ein Eltern-Satz, Ziel einer bestimmten Erziehung, die später nur noch ironisch zitiert werden kann..." (Lutz Seiler: Kruso)
- Ziel einer Erziehung zur Freiheit. Wer nämlich Versprechen hält, wessen Wort gilt, der vermag sich selbst zu binden. Alle anderen gehorchen allein dem Gesetz, halten unter dem Gesetz Verträge oder auch nicht, dafür gibt es Gerichte, gehen kündbare Bindungen aus einem Katalog ein, binden sich weniger, als dass sie gebunden werden. 'Gewiss braucht es die Obrigkeit, ihre Regeln und ihre Gewalt', sagen sie, 'denn auf Menschen ist kein Verlass.' Die Erfahrung gibt ihnen recht, versprochen wird viel, gehalten wenig. Naiv ist, wer vertraut. Ich aber sehe es so: Wie Riesen gehen die Freien unter den Menschen und nur einmal einem begegnet zu sein, dessen Wort gilt, der noch ein Wort hat, erhebt die Seele für Jahre. Das, denke ich (ein wenig mit Kant), ist die Würde des Menschen (oder doch das Göttliche?): die Fähigkeit zur Selbstverpflichtung.

"Wogegen und wofür man schreibt"
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