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"Wir fordern." Auch ich würde fordern, wenn ich wüsste, von wem. Tatsächlich fordere ich schönere Wörterlisten von mir. Besser als die Forderung gefällt mir die Klageschrift, die klar benennt, von wem man warum was will. Es gibt schöne 'offene Forderungen', eine sah ich bei einer Demo in Berlin: "Kein Unglück mehr." Eine bezaubernde vielleicht-doppelte Verneinung aus einer Klage heraus. Aber eine Forderung ins Blaue. Und das Blaue antwortet nicht.* Ebenso Alle. Hilferufe sind keine Forderungen, sondern dringende Bitten. Bitten sind die Forderungen der Druckmittellosen, Wünsche, die sich an jemanden wenden, bis auf die Hilferufe, die trägt die Hoffnung, dass da wer hört. Es mag sein, dass Forderungen ins Blaue wie Hilferufe sind, trotzig höheren Mächten entgegen geschleudert, die es doch hoffentlich gibt, zu trotzig aber für Bitten.
*Ein imaginärer Freund weist darauf hin, dass imaginäre Freunde antworten; sie sind nicht das Blaue.