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Notizen 2021

 

14.05.2021

Der Sommer ist frei! Der Winter, das sind die anderen.

Liebe Querdenker®, müsst ihr ausgerechnet mit Heinrich Heines schon so oft missbrauchtem Vers "Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht" für eure Sache werben? Habt auch ihr nicht weitergelesen? "Nach Deutschland lechzt' ich nicht so sehr", im Heimweh nämlich, "Wenn nicht die Mutter dorten wär'." Betty Heine war damals 73 Jahre alt und hätte heute schon geimpft sein müssen. Es gab aber keine Pandemie, die Cholera machte gerade Pause, und sie überlebte ihren Sohn. Egal, um seine alte Mutter sorgt' er sich. Ihr aber tut das nicht. Dann beklagt er die Toten in Deutschland, "Und zählen muss ich - Mit der Zahl / Schwillt immer höher meine Qual" - was ihr ebenfalls nicht tut. Ihr habt ja keine Toten im Widerstand. Andere zählen (- auch sie könnten sich auf Heine berufen!), ihr bezweifelt, andere pflegen, beatmen und begraben, ihr protestiert gegen Gedanken, die ihr ihnen unterstellt. Das ist nicht euer Gedicht. (Und es ist ohnehin schon arg beschmutzt.) Bleibt zu Hause und erfreut euch aneinander, Heine empfahl das sehr. Im Scherz, sagt ihr? Ja, mit dem berühmten doppelten Boden der Ironie. Das Tolle bei Heine ist: Er hat zwei. (Das kommt: Er hat sich's gar nicht ausgedacht.) Mehr als berechtigt ist allerdings eure Frage, ob die an COVID-19 verstorbenen Katzen vorerkrankt waren. Das sollte vordinglich aufgeklärt werden.