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Nachrufe

Roman Woerner

DU warst ans Ufer...

DU warst ans Ufer dieser Welt verschlagen,
Wie Robinson an seiner Insel Riff
Von Meeresflut im Schlafe hingetragen.

Und als dein Geist, woher er kam, begriff,
Erfüllte deine Augen nur die Weite
Ums Irdische her, durcheilt von keinem Schiff.

Du sahst hinaus, kaum streifend dir zur Seite
Der Vielen Zank und Spiel und Bau'n im Sand,
Ihr Streben nicht ins Ferne, nur ins Breite -

Doch weilend, wo dein Blick Genüge fand,
Lächelnd im Sehen dann und nicht verschlossen
Der Freude noch dem Schmerz, fromm zugewandt

Allmenschlichem, dem Tier auch, dem Genossen
Auf diesem Eiland und Verbannungsort,
Schön von der Jahreszeiten Glanz umflossen.

So weilt die Liebe, eilt die Liebe fort,
Gebunden frei, im gleichen Atemzuge,
Und was sie hier erschaut, erwartet dort,

Zum Sauge ordnet sich's, zur Weltenfuge -
Auf deinen Klängen, du, emporgetragen,
Entschwebst du uns und bleibst in ewigem Fluge!

Wir lauschen still - mit Tränen, nicht mit Klagen.