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Gedichte

Traumbrücke

Über die Tage, über die hellen,
Wenn sie der Abend verdunkelt hat,
Schießen die langen, schießen die schnellen
Brücken des Traumes von Stadt zu Stadt.

Über die Wälder, über die Meere
Wölbt sich mitternächtig ihr Flug,
Weit wie der Wolken schweifende Heere,
Breit wie der Vögel wandernder Zug,

Vogelgleich, wolkenhaft, ohne Entgleiten,
Denn ihre Pfeiler stehn nahe bewahrt;
Aber die Ufer, aber die Weiten
Ziehn sich entgegen in rasender Fahrt:

      Und es hebt sich zu der Spieluhr
      Leisem Gang die Schlange weiß,
      Die aus Königsgräbern auffuhr
      In dem blitzgebahnten Gleis.

      Und es schnellen tausendfachen
      Winkes Götter Arm um Arm,
      Von den Schalen, alten, flachen
      Nährt sich ihrer Finger Schwarm.

      Und es schwimmen nahe Wände
      Fort in Urwald und Gestade,
      Drinnen schlingen ohne Ende
      Sich die vielbegangnen Pfade.

      Unverhaltbar müssen spalten
      Munde sich in langen Schrein
      Und es brechen die Gestalten,
      Die befreiten, in sich ein.

Aber beim Scheine des Morgens beschlugen
Sich die Gesichter mit Ferne und Licht,
Und die sich töteten und die sich trugen,
Liegen allein und erkannten sich nicht.