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Gedichte

Robinson

Robinson sucht Gott
  1. Fassung

Bist Du denn überall der Erste? Warst
An jedem Ort, den je ein Mensch betritt,
Vorher? Denn sieh, daß Du Dich offenbarst,
Geh ich in Hoffnung. Jahre. Schritt um Schritt.
Wer bist denn Du? Der Tag und Nächte schweigt,
Wenn man ihn ruft? Der Mächtige, dem Wind,
Wasser und Land sich in Gehorsam neigt
Und dem zwei Worte zuviel Mühsal sind,
Den Armen zu erretten, der Dich sucht?
Gib Antwort, Gott! Du schweigst. Oder ich ward
Zu hören Dich in Schweigen neu verflucht?

Bist Du, o Gott, so grenzenloser Art?!

. . .

Robinson spricht zu Gott

Du bist, o Gott, so grenzenloser Art:
Mir, der Dich sucht, gesellt sich Irgendeiner,
Der spricht mit Spott von Deinem weißen Bart.
Und hebt mein Flehen auf: wir sind wie Keiner.
Und daß ich hier bin, einsam und gebannt
Auf einer Insel: dafür sind sie viel(e)
In großen Städten. Und das harte Land
Das ich bebaue, ist dem Pflug wie Spiel.
Doch wenn ich lache, weint dann einer wo,
Und es bleibt still um Dich. Wir sind gewogen,
Du bist der Ausgleich. Traurig oder froh,
Verworrne Melodie kam fern gezogen:
Und starb schon hin. Und war schon Harmonie.