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Stumm statt steif
Man kommt aus der Villa nicht heraus. Früher lud die Hausfrau, heute ist das gewerkschaftlich organisiert. Eine Villa ist ein Haus, das man nicht braucht.
Aus der Villa kommt man manchmal doch heraus. Wenn sie einen Park hat. Heute ist man allerdings im Park privat. Die Bürokraten kennen keine Gärten. Die Hausfrau hat inzwischen längst ein Schloss. Ich freue mich, sie lädt auch ein. Heute ist man allerdings im Schloss privat. Privat ist man, wenn einen keiner braucht.
Zwar ist es nicht so, die Hausfrau zum Beispiel beschwerte sich, sie brauche doch, aber es ist auch so langweilig. Prosa kann ich nicht. Prosa ist das Klavier, sagt meine Mutter. Trotzdem. Die Hausfrau hält mich übrigens für witzig, für geistreich allerdings nicht, weil ich sagte, den Adel kaufe man heute beim Hundezüchter. Den Adel mag sie nicht. Sie mag Mathematik.
Mathematik, sagte die Hausfrau, ist nicht fiktiv. Mathematik ist allerdings ein Schloss. Im anderen Sinne des Wortes. Heute sind die Bedeutungen nicht mehr wichtig. Heute zählt, wer spricht. Das hat die Hausfrau herausgefunden, als sie ihre Studie des Heute in der Zeit heimlich den Häusern ihrer Wahl vorlegte. Solche Häuser sind Villen, die man braucht.
Man ist heute nicht Hausfrau. Sie allerdings kauft sich den Titel. Jeder Knabe, jeder Mann spricht alte Ochsen an, sie aber kichert, dass nichts prangt. Hab ich dich, sagt sie, erwischt.