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Peregrina

Was ist, kann sich sehen lassen
Die Sterbenden der Blutäcker
die stummen Briefe
oder die Brezeln
und wir

Und wir, das Brot teilend und das Bett
Und das Auge hebt sich zum Auge
und der Zahn zerteilt das Brot
und das Fleisch blutet
lebendiges Fleisch

Nicht allein

Der Wanderer, der nicht ankommt
Die Sonne über dem Nebel
das Herz, über die Tische gereicht
der verhaltene Atem
der Angst

Wir wollen nicht klein sein
nicht du und nicht ich

Und die ungestüme Liebkosung
und das Erschrecken
Und wir, wie wir innehalten
und staunen

Kindlich und schön
Und der Husten, der durch die Wand dringt
das Lachen
der Schrei von der Straße
das schwankende Häusermeer

Das Fenster ist ein Spiegel
wie es schmeichelt und rügt

Die stillen
die verbotenen Türen
die warmen Wangen
Und wieder die Augen, die gierigen Augen
brennende Haut und Erinnerung
ein Kitzelflaum aus Feuerdrähten
Das Lachen

Wir werden die Fenster nicht schließen
Wir werden die Sätze nicht in Wörter abdrängen
wir werden den Blick nicht abwenden
wir werden die Tiere nicht rufen
und keine Kaulquappen fangen
Solange wir uns halten

Heute kommst du zu mir

Selten ist die Liebe, von der es heißt
dass, wo sie hinfällt, kein Gras wächst
weil dort Liebende der Liebe ein Haus baun
weil nicht gesagt werden kann, was lebt
und tobt und schläft
und atmet

Heute kommst du zu mir
heute riecht es nach Schlehen
und wildem Kaninchen
Heute habe ich das Gedächtnis gefegt
und die Sonne hereingelassen
Heute kommst du

Heute bauen wir der Liebe ein Haus, ein Wir
du trittst herein, brauchst nimmer zu klopfen
Heute
werden wir juchzen, dass die Spiegel splittern
Du gehst der Sonne entgegen, du bleibst bei mir
und wir lieben die Wärme
und das Licht
und sie heben unsre Herzen
einander zu. Und sie schlagen sich im Ernst, im Krieg und
heben sich auf. Und tragen sich fort und wieder her
und ein Tropfen auf deiner Stirn spiegelt die ganze Welt