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Formen und Archivierung von Netzliteratur
Das Internet ist ein Archiv. Es wird von allen gepflegt.
Es wird genutzt. Es ist ein Gespräch in den Akten.
Das Internet ist kein Archiv. Schneiden wir es aus.
Legen wir es ab an einem anderen Ort.
Das Internet braucht ein Haus. Was im Internet steht,
steht im Regen. Der könnte es abwaschen.
Man kann es auch in die Tonne stecken.
Diese Tonne brauchen wir. Zumindest Kopien.
Mächtige Bibliothekare beschlagnahmen.
Könige gewähren ihren Kindern Zutritt.
Was an einem Ort versammelt ist, ist sicher.
Innerhalb der Palastmauern.
Draußen wütet der Pöbel, schreit.
Papageien zeichnen das auf.
Götter schreiben nicht. Sie können sich erinnern.
Das Internet hat keine Götter, das Internet
hat Menschen und die Menschen
werden Avatare, speien Bilder aus und Text und Ton.
Man will alles wissen, wer was treibt. Für später.
Später ist das Internet weg.
Schneller wird alles neu. 'Das waren',
sagt man später, 'hundert spannende Jahre'.
Das muss man immer wissen. Eine Frage
der Ehre und der Kostenloskultur.
Ruhm dem, der da bloggte,
Ruhm der, die da twitterte,
Ruhm allen, die wörterten zum Beispiel
durch Goethetum.
Namhafte zuerst. Und dann Erkennbare!
Gedichte enden immer etwas früher,
Drehbücher haben das im Untertitel,
'Literarisches Blog' steht im Metatag,
Hyperfiction gibt's bei Eastgate,
Buchautoren adressiert ein Logo,
Spiele sind Literatur, wenn die Autoren das sagen,
für die Schubladen gilt:
lyrische oder prosaische Iche
müssen geschöpft sein,
überhaupt, über die Höhe entscheiden
die Späteren. Vielleicht.
Oder Schnappschüsse dabei,
Fotos sind immer Kunst.
Was publiziert ist, durch Netzbereit, folgt Regeln
unsres Presserechts. Das kann man abstrahieren.
Der Rest ist alles fein - oder privat.
Wer kann das wissen?
"Ich liebe dich, o Julia" verlangt,
dass Julia nicht existiert. So heute.
Was wird morgen gelten?
Jahrzehnte hat es angedauert, bis einer Hölder fand.
Den hatte Goethe längst schon abgeschrieben.
(Wo Goethe irrte, dürfen wir kein Urteil wagen.)
Man muss das alles gut vergleichen.
Das können Roboter recht billig machen.
Was ist kopiert und abgeschrieben?
Bei Google Books Millionen Bücher
nach den Plagiaten scannen,
einen jeden halben Satz,
Netzliteraturen auch mit Links und Rechtschreibfehlern.
Die Sätze dann nach Häufigkeit zu ordnen.
Ist das Zitierte auch mein Text?
Da kann man lachen aber -
was ist ein Bild, das jeder kennt, wenn man es nennt?
Und macht Literatur nicht nur das Konnotieren,
Names gedroppt, gehangen, angebunden?
Das Sichtbar werden lassen. Nur:
wie lagern, wenn von vornherein das Ganze
nicht zusammenhält?
Wie kommt die Textflut in die Schublade wieder hinein?
Wie kommt die Textflut in die Schublade wieder hinein?
Wie kommt die Textflut in die Schublade wieder hinein?
Wir wollen uns nicht wichtig machen.
Wir wollen Schätze schenken.
Wenn Außerirdische uns überleben, solln sie sehen,
dass wir auch belletristisch waren.
(Sie müssten einen Server in Costa Rica erreichen.
Der liefert eine besondere Art von Zufall dazu,
ein deutsches Genicht.)
Ich, zum Beispiel, habe keinen Text geschrieben.
So was spart Zeit.
Ich habe eine Browserweiche angelegt.
Jeder kriegt da gesagt, dass er den falschen hat für meinen Text.
Das ist frustrierend, vor allem für mich.
Ich das Skript erneuern aller Jahr.
Die Browser ändern sich so schnell.
Nicht für Nichtleser, die zu frustrieren, die
bleiben aus.
12 Jahre Internet und keiner sah.
Vielleicht ist das in tausend Jahren lustig?
Man muss es halten. Das
ist Spießbürgers Pflicht, verdammte Schuldigkeit.
Wer aber hält es aktuell, das kleine Spiel?
Das sollen die, die etwas davon haben sollen,
auch bezahlen, die Nachgeburt.
Die nämlich kriegen das Archiv geschenkt.
Auf dass sie immer schöne Arbeit haben.
Früher staubten sie ab, schrieben sie ab.
Das können nun Maschinen übernehmen.
Es werden aber beide Programmierer tätig.
So ein Archiv ist nicht mehr Tod und Staub
- es soll lebendiges Museum werden:
man zahlt, geht rein und Platzanweiser weisen ein.
Man muss nicht gehen. Man kann sich klicken
und schon sprechen bald, erkennbar nicken.
Dies Museum wäre überall.
Zuerst durchs Internet zu finden.
Ein Extranetz für wie es früher war.
Ein schöner Spaß.
Das Wichtigste aber drucken wir.
Unzuverlässig tut das die Jugend,
die die Gedichte mitnehmen will,
Kopierverbrecher,
verlässlich der Plotter im Amt, das hat einen Stahlschrank dazu.
Wir kennen ja Millionen Leser und keinen,
dem der Tresor einfällt.
Doch meinen keinen Text kann ich nicht drucken.
Nachbasteln könnte man, Umschläge
mit zwei Gummibändern, die sie ziehen,
das käm dem nah.
Spätere werden Besseres finden.
Das legt man nicht irgendwo hin,
da spielt mit jeder Datei ein Team Spezialisten.
Ich wäre gerne dabei.
Vielleicht werd ich in meinem Grab 'entdeckt'.
Damit das möglich wird, ist nach den Namen zu sortieren.
Das Erste: Literatur wird von Vereinzelten gemacht.
Plagiat mit P (dank Autokennung), Genial mit G.
Dann die Tabellen mit den Etiketten,
Textsort und Zeigbedarf,
Genre, Form und Unterhaltungswert
(man kann das alles ranken).
Beliebig mehr: 'Ist Transzendenz dabei?',
'nichts Böses nach dem Strafgesetz',
'tauglich für Unterrichte', 'Topp 402'.
*
Grüße, grüße - wer? Egal.