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Richard Dehmel

Dahin

Mit gesenkten Blicken
durch die Menge hin,
durch die fremde dunkle Menge,
eine traumentstiegene Palme,
kam die junge Priesterin.

Mit geschlossenen Wimpern
an den Altar hin,
ruhig an den flammenden Altar,
eine nachtgewiegte Zypresse,
trat die junge Priesterin.

Mit aufstrahlenden Augen
in zwei andre Augen hin,
Augen aus der Fremde,
niegesehene Heimatsaugen,
eine starre Mimose,
stand die junge Priesterin.

Mit hochzuckenden Händen
vor die Flamme hin,
vor die heilige Opferflamme,
eine blitzgetroffene Zeder,
sank die junge Priesterin.

Mit weit offenen Armen
in die Nacht dahin,
wild hin in die fremde Nacht,
eine sturmergriffne Liane,
schwand die junge Priesterin.