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Musik der Sterne
In Höhlen Schwermut Du, vor Drähten
der Feindschaft, jedem Stoß gestellt -:
horch, wie in den geschoß-gemähten
Wipfeln Musik der Sterne schwellt;
wie mit dem immer Dunklerwerden
des Horizontes und Radaus
aus Mauerflanken anderer Erden
Gott auferbaut ein Orgelhaus.
Und hebst Du erst die düstere Braue,
zerbrichst Du Schild und Schwert,
fällt von Dir ab die altersgraue
Montur. Du steifst Dich, unbeschwert,
von dem Geschehenen des Tages,
am Rand der Gräben wie ein Baum.
Dein noch vor Stunden wanderzages
Da-Sein verzweigt sich schon dem Raum.
Bist Silbermasche jetzt des Flores,
aus Stern und Wind und Blatt,
bist Vorhang eines Tores,
das keinen Ausgang hat.
Du bist gefangen
und irgendwo im Licht
spurlos zergangen.
Du fühlst Dich selber nicht.
Du fühlst nur, wie sich nichts als Noten
Dir hinreihn, bis die Kette klingt,
Dich und das Brüderheer der Toten
der Psalm des Lichts lobsingt,
aus Stimme Wald und Stimme Sterne
die große Schöpferfuge braust,
um die die Weltkaserne
als toter Neumond saust.
Zuletzt ist Gott nur noch alleine
zuckender Puls im All...
Weit über Wind und Wassern hämmert seine
Urewigkeit wie Flügel von Metall.