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Paul Zech

Mai-Nacht

Noch klappen Paternoster. Fensterfronten schreiten
weiß wie Flamingos in den Lampenozean.
Versandet aber liegen Ufer, Kran bei Kran,
aus den Kanälen wachsen Mauern von drei Seiten.

Die braunen Hügel Armut vor dem Wald der Schlote
vergaßen, dass hier aufbrach ein Vesuv...
Die Stuben schallen voller Ruf,
vor Schenken hängt der Mond, die rote Zote.

Und plötzlich haben der Straßen glattes Einerlei
das riesig strotzende Gesicht
apokalyptisch überglänzt von Schrift:

"Gebt Raum auf Halden, Werften, Glacis,
gebt Raum auf Rasen, Blumenbeet und Kies
dem Mai, der unsere Kehlen heimsucht als ein Schrei
!"