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Ich ahne Dich
I
Ich ahne Dich, ich fühle Dich, ja Du Gewalt
bist wirklich da, und größer als ich glaubte.
Und hebst schon her zu mir das sternumlaubte
Gesicht mit Augen tausend Jahre alt.
Und fühlst vielleicht: "Dies Staubkorn in dem großen All
begehrt mich aufzuhalten
und meint, dass ihn das Händefalten
bewahre vor dem Fall."
0 strenge Prüfung durch und durch gestoßen!
Ich halte aus und weiß, dass unter meinem Fuß
das Feste schon entweicht. Ich dreh mit bloßem,
ruderndem Körper mich herum...
Doch Du gehst ohne Gruß,
abweisend stumm.
II
Wie ein Ertrinkender muss ich in Deine Haare
mich krallen, dass nicht wieder Du entweichst.
Und wo Du mir die Hände herzlich reichst,
sah ich mich schon erfroren auf der Bahre.
Ich bin mir selbst als Gegner hingebogen,
um meine Kraft zu prüfen, die zu Dir hinstrebt.
Doch wenn der Waagebalken sich dann hebt:
bin ich zu leicht, bin ich zu schwer gewogen?
So sehr ist noch das Ungewisse laut in mir,
dass ich nicht einmal deinen Namen weiß,
der schon geläufig ist dem stummen Tier.
Ich weiß nur, dass ich Dich zu dem, was Du
dem Unvernünftigen bist, zu mir herzu
erflehe und der letzte bin im Kreis.