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Paul Zech

Das ist die Stunde

I

Du kniest, Du betest vor -: wie dieser Gott
sich überreden lässt trotz tausend Lügen
und weichgewordner Päpste Spott.

Es sammelt sich den Wort in Zügen,
es zweigt der Strom sich siebenfach im Raum;
die Jungfrauen tragen wieder Öl in Krügen.

Schalmeien schallen lockend Zimbelschaum
und Engelscharen blau auf glodnem Grunde.
Ich küss von deinem Kleid den Saum

und eine Taube schwebt und spricht: Das ist die Stunde!

II

Das ist die Stunde: Heimat überall
und noch in der Geliebten Sakrament.
Nie wieder wird ein Sündenfall

die Erde fluchen, bis sie brennt.
Das Du in mir, das Ich in Dir
lebt ungetrennt

fortzeugend noch, bis wir
vorwärts in heiligen Scharen
gemündet sind als Waldung oder Tier,

und wiederkehren nach Millionen Jahren.