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Als ich ein Zimmer verließ
Du lieber Raum, nun müssen wir uns trennen!
Ins Fenster grüßt die schlanke Rosenranke
noch einmal wie ein glücklicher Gedanke
aus Tagen, die mich ganz ihr eigen nennen.
Du warst die Ruhe! Deine sanften Wände
umfingen meines Wesens dunklen Bronnen;
von ihnen glitt das Auge kühl versonnen
durchs Fenster in das lieblichste Gelände:
Da sprang der Fluss verwegen durch die Stille,
da schrieb der Wind den Rhythmus meiner Lieder
im weißen Buch des Holderbaumes nieder,
und mein war all des Sommers Farbenfülle.
Was werden nun für Menschen nach mir kommen?
Sie werden deine Seele nicht verstehen,
und kalten Sinnes diese Schönheit sehen,
weil ihrem Leben längst der Glanz genommen. --
Ach, dass wir Dichter das nicht halten können,
was die Erfüllung unsers Ichs bedeutet! -
ein Neues winkt, die Dampferglocke läutet -
Du lieber Raum, nun müssen wir uns trennen!