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Der Glückstag
Ich war am Morgen
so frohen Mutes,
als müsst' begegnen
mir etwas Gutes.
Wohlan, es komme
das Glück gegangen!
Bereit hier sitz' ich,
es zu empfangen.
Da kam ein Brief,
den die Post mir brachte,
ich brach ihn auf, sah
hinein und lachte.
Logierbesuch will
ins Haus mir kommen:
Sei er mit Jubel
denn aufgenommen!
Drauf kam ein Mann, um
von mir zu borgen,
obwohl ich selbst war
bedrängt von Sorgen.
Dass er auf mich sein
Vertrauen setzte,
rührt' mich, ich gab ihm
sorglos das Letzte.
Nun eine Zeitung
nahm in die Hand ich,
darin auf mich was
geschrieben fand ich,
was Böses, Arges.
Wie das mich freute!
Seht, so beachten
mich schon die Leute!
Ich war noch immer
bei frohem Mute,
als müsste kommen
noch andres Gute.
Und mehr des Glückes
noch zu empfangen,
bin aus dem Haus ich
hinausgegangen.
Da überfiel mich
mit Donnerschlägen,
mich unbeschirmten,
ein heft'ger Regen.
Dem Himmel dankt' ich,
weil er uns schenkte
ersehntes Nass und
die Saaten tränkte.
Von einem Fenster-
brett fiel ein bunter
Tontopf mit Nelken
auf mich herunter.
Doch meinen Hut nur
hat er zertrümmert,
heil blieb ich selber
und unbekümmert.
Nach Hause eilt' ich,
da sah ich jagen
scharf um die Ecke
'nen Schlächterwagen.
Zu Boden riss er
mich freilich nieder,
doch kaum verletzt sprang
empor ich wieder.
Allmählich wurde
der Himmel heller;
nach Hause hinkt' ich,
stieg in den Keller,
holt' eine Flasche
mit gutem Weine,
wohl mir, ich hatte
just noch die eine!
Zusammen rief ich
darauf die Meinen,
mit mir im Jubel
sich zu vereinen.
Kommt her und trinket,
seid frohen Mutes!
Mir ist begegnet
heut so viel Gutes.