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Johann Gottfried Seume

Arie

Schwarz ist mein Pfad, den mir auf dickem Dorne
Die Eisenhand
Der Parze wies, als sie mir einst im Zorne
Den Faden wand.
Was hast du, Welt, das ich zum Pilgermahle
Noch hoffen darf,
Ach, den das Schicksal aus dem Satz der Schale
Zum Trotze warf?
Es lagert sich von mißgeschaffnen Gnomen
Um meine Stirn
Ein Heer und quält mit stygischen Phantomen
Mein Herz und Hirn!
Mein Wandelplatz sind lange Todtenhallen,
Wo Fürst und Knecht
Im Arm der Zeit zu gleichem Moder fallen
Und gleichem Recht.
Wo gleicher Schutt auf Knochen stolzer Edeln
Und Fröner fällt,
Wo schwelgerisch der Wurm in beider Schädeln
Behausung hält.
Da hat für mich der Mutterschoos der Erde,
Mir jetzt so karg,
Doch Platz, wenn ich zurücke kehren werde,
Für meinen Sarg.
Und weigerte man mir auch Sarg und Decke,
Was liegt mir dran?
Flaum oder Stein ist Eins; an welchem Flecke,
Geht mich nichts an.