hor.de   |   Gedichtsammlung   |   Wörterlisten   |   Notizen
 

Hermann Kurz

Trinklied im Frühling

Der Himmel lacht und heitre Lüfte spielen,
Der Frühling kehrt zurück in seiner goldnen Pracht;
Mit lautem Jubelsang wird hier im Kühlen
Der schönen Zeit ein volles Glas gebracht.
Die Treu' verklärt die fröhlichen Gesichter,
Die Freude thronet hier in ihrem Königshaus,
Die Lieb' entflammt die hellen Frühlingslichter
Und spannt den blauen Bogen drüber aus.

In roter Glut die Goldpokale funkeln,
Die Sonne schaut mit Lust nach ihrem Kind, dem Wein,
Und Geistertöne klingen durch die dunkeln
Gewölbe dieser Blütenbäume drein:
O seht die Schar der kleinen Geister lauschen,
Die in der Tiefe sich mit holdem Feuer tränkt!
Wo ihres Meeres wildste Fluten rauschen,
Da sei die ganze Seele drein versenkt!

Der Strom des Lebens mag hinunterquellen,
Wenn nur die Trauben stets an seinem Ufer glühn,
Und süße Augen auf die dunkeln Wellen
Verklärend ihre Sonnenblicke sprühn:
Drum wenn am Himmel heitre Lüfte spielen,
Der Frühling wiederkehrt in seiner goldnen Pracht,
Wird unter hellem Jubelsang im Kühlen
Der schönen Zeit ein volles Glas gebracht.