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Tagesanbruch
Oft in des Morgens klarer Frische,
Wann kräftig flammt der Seele Licht,
Naht plötzlich mir ein Bild, womit ich Tag und Licht
Auf einen Augenblick verwische.
Ich seh' mich selber, fern und doch wie nah,
Dahingestreckt, wie ich den Vater sah,
Die Lippen stumm, die Augen eingedrückt,
Des Herzens Schlag gebrochen und erstickt,
Und folge mit dem Blick dem feierlichen Zug,
Der auch die Vor'gen so hinuntertrug.
Zerfließe, Traumgebild! und Luft und Morgenschein,
Umfittigt mich mit sichern Lebensmahlen!
Die Seele badet doppelt froh sich rein
So in des Geistes, wie der Sonne Strahlen.
Und haben sie mich eingescharrt,
Dann, teures Wort, in Dir sei meine Gegenwart!
Herüber sei die Geisterhand gereicht
Dem der, wie ich jetzt, durch die Berge streicht,
Und in den Morgen, der so labend haucht,
Sein Leben taucht.