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Winterlichtwende
Nun hat sich neu das Licht gewendet
und täglich steigt der Sonne Kraft,
die Leben und die Liebe spendet
und alles Irdische erschafft.
In ihrem Leuchten wandelst du
dem ewig schönen Frühling zu.
Ihr goldnes Auge strahlt hernieder
und weckt den Staub zur Seligkeit.
In ihrem Feueratem wieder
entfaltet sich der Schöpfung Kleid.
Und bald umhüllt uns die Natur
im Reiz der grün verjüngten Flur.
Bedenk es, Mensch, du gleichst den Sternen,
aus Erde und aus Licht gemacht,
und liebst du nicht die blauen Fernen,
so sinkt dein Geist in finstre Nacht.
Halt fest dein Kerzlein in der Hand,
das wissend eine Welt umspannt!
Verehrend folgen wir dem Hellen
und wagen es beglückt zu sein.
Will man uns unsern Stern entstellen,
so stürzt doch nie der Glaube ein:
Einst wird die Menschheit reif zum Heil
und jeder nimmt am Himmel teil.
Ins Licht führt unser kurzes Leben.
Der schwarze Mond löscht es nicht aus.
Wenn wir uns über uns erheben,
sind wir in diesem All zu Haus -
und zeugen uns unsterblich fort
in edler Tat und freiem Wort.
Dies Dasein diene froh dem Feuer,
stolz lodre die Vernunft empor!
Erkenntnis, die uns einzig teuer,
ringt sich aus Schutt und Tod hervor.
Lichtkinder, segnen wir die Welt,
die Geist und Liebe sich erhellt.