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Die Totenschlacht
Im Teutoburger Walde
Entbrennt um Mitternacht,
Wenn Eulenruf erschallte,
Die wilde Totenschlacht.
Dann wird in Grabestiefen
Manch' alter Krieger wach,
Sie All', die lange schließen
Seit jenem Hermanns-Tag:
Sie fahren aus und stellen
Sich stumm in lange Reihn,
Die schlott'rigen Gesellen
Aus bleichem Totenbein.
Sie stehn in zwei Kolonnen
Wohl durch den düstern Tann:
"Das Leben ist zerronnen,
Die Totenschlacht bricht an."
Aus leeren Höhlen glotzen
Blutdurst und Rachelust;
Sie schlagen drein; sie trotzen
Sich mit entfleischter Brust:
Das ist ein Schlagen, Dröhnen,
Ein Drängen voller Hast.
Das ist ein grässlich Stöhnen,
Ein Kämpfen sonder Rast.
Die hagern Knochen-Wichte,
Sie schlagen brav und gut:
Manch' Schädel geht zu Nichte, -
Doch fließt kein Tropfen Blut.
Und wenn der Hahn nun krähet,
Dann ist die Schlacht vorbei;
Wann morgen Nachtwind wehet,
Entbrennet sie aufs Neu'.
- So schlagen zwei Nationen
Die grimme Totenschlacht,
Die römischen Legionen
Und der Cherusker Macht.