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Ernst Blass

An Stefan Georges 50. Geburtstag
12. Juli 1918

Ein seliger Hauch und tiefe Glockenstimmen,
von seinen Tagen wundervoll gewährt,
durchdringen eines schweren Traumes Glimmen
mit Hoffnung, die befreit und neu ernährt.
In öder Wetter dunkelstem Ergrimmen
erstrahlt ein Glanz verklärend und verklärt,
in strenger oder hingegebener Weise
ein Leitstern auf der namenlosen Reise.

Der Dichter, der der Menschen Herz erschüttert,
erhebt es auch aus tiefverworrener Schlucht.
Die Kronen beugen sich, wenn es gewittert,
verjüngter stehn sie nach der Donner Flucht.
Das Herz wird ruhig, das genug gezittert
im reinen Sturme der gestrengen Wucht.
Es scheint der Sterne Wandel und Verbleib
zu gleichen der Gedichte hehrem Leib.

Der grüne Lorbeer ewiglich bekränzet
des Dichters Haupt. Schon wandelt die Gestalt,
von einer andern Sonne rein geglänzet,
auf schönen Pfaden ruhiger Allgewalt.
Sein Werk hat die bedürftige Welt ergänzet,
getreulich wuchs es auf, ein ganzer Wald;
in flüchtiger Tage Hast und heftigen Mühn:
ein Wald der Hoffnung und des ewigen Grün.