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Bruno Wille

Sternlose Nacht

Gewölk hat umgebracht
Den letzten Sternenfunken;
In rabenschwarze Nacht
Ist Fels und Tann versunken.

Ich bin ein Erlenstumpf,
Dran bleicher Moder glimmert,
Ein gärend fauler Sumpf,
Wo scheu das Irrlicht flimmert.

Unheimlich düstre Welt,
Du Tummelplatz für Toren!
Bin gänzlich unbestellt
In dich hineingeboren.

Sag an, was hast du für
Mit deinem bangen Kinde?
Und hast du keine Tür,
Wo ich den Ausgang finde?

Gewölk hat umgebracht
Den letzten Sternenfunken;
In rabenschwarze Nacht
Ist Fels und Tann versunken.

Mein Leben schäumend rann,
Ein Sturzbach zwischen Steinen.
Was ich dabei gewann?
O bitter möcht' ich weinen!

Einst ward ich schmuck und neu
Als Menschlein eingekleidet.
Doch alles Fleisch ist Heu,
Und horch, die Sense schneidet.

Ach wohl, die Jugend reicht
Den süßen Taumelbecher.
Doch Rausch und Minne weicht,
Und Reue weckt den Zecher.

Um jeden Bissen Brot
Muss hart der Froner schanzen;
Sonst hockt die hagre Not
Auf seinem leeren Ranzen.

Mach dich nicht gar zu breit,
Du Herr im güldnen Hause!
Ohn End ist Ewigkeit,
Und schmal die letzte Klause.

Poch nicht auf Ehr und Zier!
Fortuna hat's geliehen.
Der Hobler wird auch dir
Ein Linnenkleid anziehen,

Zum Pfühle untern Kopf
Zwei Handvoll Späne schieben...
Nun denke nach, du Tropf,
Wie närrisch du's getrieben!

Gewölk hat umgebracht
Den letzten Sternenfunken;
In rabenschwarze Nacht
Ist Fels und Tann versunken.

Und wie ich ratlos bang
Ins dunkle Rätsel staune,
Horch, sanfter Wiegensang,
Ein wogend Waldgeraune:

"Nur stille, Menschenkind!
Was helfen deine Sorgen?
Die Augen schließe lind!
Derweilen wächst das Morgen."

Die Nacht hat ihren Tau,
Auf dass der Maien blühe,
Und aus dem Wolkengrau
Entsprießt die Purpurfrühe.

Soll nicht der Sagenstein,
Wo wüste Tannen dunkeln,
Ein Königspalast sein
Und einst entzaubert funkeln?

Zuvor im Puppenkleid,
Will diese trübe Erden
Am Glanz der Ewigkeit
Ein Himmelsfalter werden.

Und ob die Wolke hüllt
Den letzten Sternenfunken,
Dein Traum wird noch erfüllt:
Du schaust - von Sternen trunken.