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Alfred Wolfenstein

Die Stirn

Himmel baut sich um die Brust mir bis zum Kiefer,
Aber durchbrechend sein Dach
Sprosst mein Auge frei hinaus, indes die Hüften tiefer
Stehen in Wiese und Luft, grünem und blauem Gemach!

Aber durchbrechend das Dach - in welchen Räumen
Wächst mein Haupt? Unten in Meer
Und Wald und irdischen Maschinen schäumen
Die Dinge lärmend und schwer

Dennoch nur wie leiser Schlaf in engen Wänden,
Wie ein bescheidenes Spiel!
Aber riesig über Himmelsschultern, Bergeslenden,
Schwebt die Stirn, - Sonne auf schmächtigem Stiel,

Drache, unerschöpflich über seinen Hälsen,
Mond über Ebbe und Flut,
Hochgebirg über allen Felsen,
Reicht die Stirn in jede Glut!

In das Schicksal reicht die Stirn - und kann nicht siegen,
Aber singen! - bis sie dem Schicksal gleicht an Glanz,
Aus der Erde klingend weltallgebogne Spiralen durchfliegen,
Bis sie hoch in den Sternen - mit Menschen sich trifft im Tanz.