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Walter Rheiner

Trauer

Die Straße seufzt. Schattende Winde hocken
nieder auf Plätzen. Bronzene Plätze weinen
über den Abend hin, der aus blauer Ferne gleitet
Wolke schmilzt in der Frauen sterbenden Locken.
Leise wankt das verhangene Haus. Aus dem reinen
Äther sinkt ein zerfallender Mond herab. Und breiter
dampft der Atem der Stadt. Es tropft
Nacht, ein fremdes Meer, das an die Fenster klopft.

Wir sind begraben. Schwarz und mit Erde gefüllt
starrt unser Mund. Das haar, Traube
bitteren Trankes voll, ist verwelkt und tot.
Schon nahet die letzte Stunde, die uns in Kälte hüllt.
Wir hören den Klang der Gestirne nicht mehr. Blinde wir, Taube.

Wir fühlen das Blut nicht mehr. Verblaßt ist sein Rot.
Niedergestürzt, zersprungene Säulen, über Trümmern liegen
Trümmer wir selbst im Feld. Doch über uns hin zahllose
                                Schwärme schreiender Vögel fliegen...