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Heinrich von Morungen

XXIX.   Wie sol vröidelôser tage

I

Wie sol vröidelôser tage
mir und sender jâre iemer werden rât?
sô ist daz aber mîn hoehste klage,
daz uns beide, an sange, an vröide, missegât.
Sît daz diu werlt mit sorgen sô gar betwungen stât,
maniger swîget nu, der doch dicke wol gesungen hât.
 

II

Ich was eteswenne vrô,
dô mîn herze wânde nebent der sunnen stân.
dur die wolken sach ich hô.
nû muoz ich mîn ouge nider zer erde lân.
Mich triuget alze sêre ein vil minneclîcher wân,
sît daz ich von ir niht wan leit und herzeswaere hân.
 

III

Wil si vrömden mir dur daz,
dazs ein lützel ist mit valscher diet behuot?
dêst ein swacher vriundes haz,
daz si mit den andern mir sô leide tuot.
Ez hoeret niht ze liebe ein sô kranker vriundes muot.
wil aber sî die huote alsô triegen, dâst uns beiden guot.