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Ernst Ziel

Die Totenschlacht

Im Teutoburger Walde
Entbrennt um Mitternacht,
Wenn Eulenruf erschallte,
Die wilde Totenschlacht.

Dann wird in Grabestiefen
Manch' alter Krieger wach,
Sie All', die lange schließen
Seit jenem Hermanns-Tag:

Sie fahren aus und stellen
Sich stumm in lange Reihn,
Die schlott'rigen Gesellen
Aus bleichem Totenbein.

Sie stehn in zwei Kolonnen
Wohl durch den düstern Tann:
"Das Leben ist zerronnen,
Die Totenschlacht bricht an."

Aus leeren Höhlen glotzen
Blutdurst und Rachelust;
Sie schlagen drein; sie trotzen
Sich mit entfleischter Brust:

Das ist ein Schlagen, Dröhnen,
Ein Drängen voller Hast.
Das ist ein grässlich Stöhnen,
Ein Kämpfen sonder Rast.

Die hagern Knochen-Wichte,
Sie schlagen brav und gut:
Manch' Schädel geht zu Nichte, -
Doch fließt kein Tropfen Blut.

Und wenn der Hahn nun krähet,
Dann ist die Schlacht vorbei;
Wann morgen Nachtwind wehet,
Entbrennet sie aufs Neu'.

- So schlagen zwei Nationen
Die grimme Totenschlacht,
Die römischen Legionen
Und der Cherusker Macht.